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 Lyandras Geschichte

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BeitragThema: Lyandras Geschichte   Lyandras Geschichte Icon_minitimeSo Jul 26, 2009 8:15 pm

Mein Dankeschön geht an Luna fürs Korrekturlesen, Immion für die Zeitlinienkontrolle und die erste Kritik, sowie an ihn und Niane für die Erlaubnis, etwas zu ihren Charakteren hinzuzufügen.
Außerdem danke ich hiermit allen Spielern auf dem Rat, die meinen Charakter so besonders geprägt haben, ihm beistanden und mir sowie Maqua die Welt lebendig machten.

Für den Spieler von Ceorn. Danke, dass Du mein vorläufiges Spielziel für Maquas Charakter erfüllt hast!


Dieser Bericht ist eine Niederschrift einer Erzählung von Lyandra, Dienerin im Hause Doranthor.

Lyandras Geschichte

Mein Name ist Lyandra. Ich bin Dienerin. Ich diene anderen, solange meine Erinnerungen zurückreichen. Das Licht war gut zu mir, es hat mir eine gute Herrschaft gegeben. Ich bin jetzt alt. Ich verberge ein Geheimnis, und jeden Tag mehr lässt es mich fürchten, dass es mir den Weg zum Licht verschließt, wenn ich sterbe. Aber wenn ich meine Herrin ansehe, dann fürchte ich, es ihr zu entdecken. Ich fürchte um mich selbst, und mehr noch um sie.



Ich erinnere mich noch genau an die Tage, als ich auf das Gut ihrer Familie kam. Ich war hochschwanger, und mein Mann war vor kurzem an der Grenze zum Schlingendorntal gefallen. Ich reiste im Troß des Herrn von Wolfslehe, Marvin von Doranthor. Er hatte in Sturmwind nach einer Amme gesucht, für das Kind, das seine Frau bald gebären sollte. Es regnete, wie ein einziger Fluß strömte das Wasser vom Himmel, als wolle es gar nicht mehr aufhören. Die Wege waren Schlammpfade, die Pferde erschöpft, das Wasser troff von ihren Mähnen, hatte alle Kleidung durchnässt. Ich war stumm vor Erschöpfung, und Zweifel kamen mir, ob ich klug daran getan hatte, diese Reise auf mich zu nehmen. Da kam der Hohe Herr von der Spitze des Zuges geritten, griff nach den Zügeln meiner Stute und bot mir seinen Umhang, der besser war als meiner, lobte mich und redete mir freundlich zu. Es sei nicht mehr weit, ich könne bald ruhen. Ich nickte, und ich fühlte mich wie eine Dame. Ist es nicht merkwürdig was einige warme Worte bewirken?



Und wirklich, wir erreichten den Hof. Ich konnte kaum etwas erkennen in der Dunkelheit, die inzwischen hereingebrochen war, und es regnete immer noch. Man half mir vom Pferd, und führte mich in das Haus, man umsorgte mich mit Decken, warmem Essen, Tee, und bald schlief ich vor Erschöpfung ein.
Man ließ mich schlafen. Als ich dann wach war und auf den Hof trat, empfing mich warmer Sonnenschein und ich ging ein Stück, mir das Gut anzusehen, das nun mein Zuhause sein würde. Gen Westen konnte man in rechter Nähe einen alten Turm sehen, eine Befestigung der alten Grenze. Wind strich über die weiten Felder und auf der anderen Seite reichten Wiesen und Weiden bis zum Weststrom und ich konnte das Wiehern und Schnauben der Pferde hören, die zur Zucht des Gutes gehörten.



Meine Herrin lernte ich nur kurz kennen. Sie war eine sehr zierliche Frau, und ihre Schwangerschaft zehrte an ihren Kräften. Sie überlebte die Geburt nicht, trotz der Bemühungen der Hebammen. Mein Sohn kam wenige Tage vor ihrem zur Welt und da ich jung und kräftig war, machten mir die zwei Kinder keine Probleme. Adwin, der Erbe des Hohen Herren, war ein gesundes Kind, und er und mein Sohn waren wie Brüder. Alle Aufgaben einer Mutter fielen mir zu, denn der Herr nahm erst eine neue Frau, als Adwin sieben Jahre alt war. Ich weiß nicht ob er davor keine fand, oder ob die Trauer um seine Frau ihn von einer neuen Bindung abhielt. Mir gegenüber blieb er immer freundlich, aber etwas Bitteres war um ihn, seit ich ihn kannte. Ich brachte meinen Jungen den Umgang mit einer Waffe bei, denn ich war Soldatin, und nur weil ich einen Bauch hatte, war ich damals nicht bei meinem Mann gewesen, als er fiel. Meine jetzige Herrin kann sich bestimmt nicht vorstellen, dass ihre alte Dienerin, fast taub, von den Jahren gebeugt, früher Schwert und Schild trug.



Auf dem Gut gab es viel Arbeit. Die Pferdezucht war anspruchsvoll und die zum Lehen gehörenden Felder mussten bestellt werden, im Rhytmus der Jahreszeiten. Es gab die Feste, die auf dem Land ausgelassener gefeiert wurden und bei denen Herren und Bediente, Adlige und Landarbeiter weniger getrennt waren, als ich das aus der Stadt kannte. Bei diesen Gelegenheiten, oder an Markttagen, kamen wir nach Mondbruch. Das war eine hübsche kleine Stadt, frei, kein Lehen des Königshauses, und recht wohlhabend, wegen der Minen im Süden, die zum Teil Bürgern der Stadt gehörten.



Als Adwin zwölf war, schickte ihn sein Vater nach Lordaeron, ins Stammland der Doranthors, in Knappschaft bei einem entfernten Verwandten. Ich sollte den Jungen begleiten, mein eigener Junge aber blieb zurück. Heute weiß ich nicht, ob ich nicht hätte bitten sollen, dass er uns begleitet. Vielleicht wäre er mir nicht so fremd geworden, dass er später mich kaum noch Anteil an seinem Leben nehmen ließ. Damals dachte ich, dass er alles behielte, was ihm bekannt und vertraut war, und das Adwin viel mehr verlöre.

Adwin fügte sich gut ein, am Hof des Lordearoner Grafen. Er war begierig zu lernen, vor allem über das Licht. Er kam anfangs oft mit erhitztem Kopf zurück, aber selten vom Kampfplatz, sondern meist aus der Bibliothek. Der Graf hatte viele Bücher, so viele, wie ich noch nie gesehen hatte. Adwin erzählte mir von den Dingen, die er gelesen hatte, von den Gedanken der Elfen, alten Geschichten, von den Tugenden des Lichts. Manchem konnte ich folgen, aber vielem nicht, und als er merkte, dass ich ihm nicht Antwort geben konnte, wandte er sich Anderen zu. Es gab da einen Priester, einen vom alten Volk der hohen Elfen, der mit dem Herrn befreundet war und ihn häufig besuchte - häufiger noch, wie ich bemerkte, seit Adwin im Hause war. Der Priester sah aus wie der Tagesanbruch, wenn er in seiner golden schimmernden Robe einritt, um ihn war ein Strahlen wie die Morgensonne. Adwin verehrte ihn, und fand in ihm einen Lehrer, der ihm die Geduld, aber auch das Wissen geben konnte, von dem ich nichts verstehe.



Das Gute an den Elfen ist ihre Beständigkeit. Ich sah Bruder Immion sich nicht wandeln, in den Jahren, und was anderen unheimlich sein mag, mir gab es Sicherheit, und ich merkte, dass auch Adwin ein Vertrauen fand, das ihn nie mehr verließ, so lange er lebte. Der Elf kam oft Monate hindurch gar nicht, war gebunden durch Pflichten in anderen Gegenden, und dann wieder erschien er plötzlich, um einige Wochen zu bleiben.



Als Adwin etwa sechzehn war, wurde ich krank. Ich weiß nicht, was es war, es begann mit Schmerzen in meinem Leib, die immer schlimmer wurden, und in wenigen Tagen verfiel ich und konnte nicht mehr arbeiten, nicht mehr gehen, war ans Bett gefesselt. Ich weiß nicht, was Adwin dazu trieb, aber er verschwand, und zu meinem Unwohlsein kam die Sorge um ihn. Die Heilerin, die auf der Burg lebte, vermochte nichts mehr für mich zu tun, aber dass nach der Hauptstadt geschickt wurde um eine Priesterin, wollte ich nicht zulassen. Ich betete und hoffte, fragte mich, was meinen jungen Herren wohl in die Lenden gefahren sein mochte. Ja, ich zweifelte an ihm, obwohl es mir nicht zustand, zu verlangen, dass er sich um mich sorge. Bald schon hatte ich keine Gedanken mehr, der Schmerz fraß an mir, und Tage wie Nächte vergingen im Dämmer, schlafen konnte ich nicht mehr, und ich war sicher, dass ich bald sterben würde. Da erschien plötzlich eine Gestalt vor mir, ganz in Licht gekleidet, die Augen strahlten hell, und ich hörte eine Stimme wie die Glocken in Sturmwind. Wärme umfing mich, zum ersten Mal ließ der Schmerz nach, und ich schlief ein.



Als ich erwachte, ging es mir besser. Adwin kam, und er lächelte. Er war nach Tirisfal geritten und mit Bruder Immion zurückgekommen. Ich weinte. Es war das erste Mal, dass ich weinte, seit ich ein Kind war. Ich habe nur noch einmal geweint, ich bin nicht empfindlich. Der Elf kam, er trat an mein Bett. Ich kann mich nicht mehr erinnern, was er sagte, aber ich höre seine Stimme immer noch, es waren die Glocken von Sturmwind. Und ich fühle noch heute seine Hand, kühle Finger, die mir über die Stirn streifen, ich habe keinen Mann mehr angesehen seitdem.



Adwin wurde zum Ritter geschlagen, als er einundzwanzig war, zu Ehren des neuen Thronfolgers, des Prinzen von Lordaeron, der in diesem Sommer geboren wurde. Bruder Immion und der Graf gaben ihm Geleit. Ich war glücklich, ganz Tirisfal war ein einziges Fest vor Freude über den Prinzen Arthas Menethil, mir aber war, sie feierten diesen Mann, der wie mein Sohn war. Wir waren beinahe zehn Jahre aus Westfall fort, und er wollte heimkehren, ich wollte heimkehren. Auf dem Weg nach Süden erzählte er mir, dass er Angebote, Ritter am Hofe zu werden, abgelehnt hatte, ebenso Bruder Immion auf seinem Weg zu folgen. Sein Vater brauchte Unterstützung auf Wolfslehe, und die zweite Ehe, das wußten wir aus spärlichen Briefen, war kinderlos geblieben.


Zuletzt von Aliterata am So Jul 26, 2009 8:19 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: Lyandras Geschichte   Lyandras Geschichte Icon_minitimeSo Jul 26, 2009 8:15 pm

Bei unserer Heimkehr erfuhr ich, dass mein eigener Sohn verheiratet und schon Vater einer Tochter war. Er war fortgezogen, nach Elwynn, wo er bei einem Gut weit im Osten arbeitete und wir sahen uns nur selten, denn Adwin bat mich, zu bleiben. Sein Vater hatte in Sturmwind eine Ehe arrangiert, und erwartete bald einen Stammhalter. Die Fürstin Mara Fordragon, die zu der Zeit in Sturmwind weilte, rief den Segen des Lichts auf die junge Ehe herab. Ich habe meinen jungen Herren und seine Frau nie anders als in den Tugenden des Lichtes gegeneinander handeln sehen. Lady Lirame war eine schöne, aber auch stolze Frau. Sie schien sich in Wolfslehe nie wohlzufühlen, und wirklich war sie immer fremd dort. Selbst nachdem ihr Sohn Jamuel geboren wurde, war sie oft am Hof in Sturmwind.
Sie wurde noch einmal schwanger, aber die Geburt war schwer. Lady Lirame lag danach lange krank, und das Mädchen starb kurz nach der Geburt. Auch Sir Marvin starb bald darauf. Das war eine Zeit, in der ich Schatten um die Augen meines Herrn sah, und die Mühen und Verpflichtungen auf dem Gut und der Kummer seiner Frau machten ihm viel zu schaffen.

Ich sah meinen Herren seinen Sohn in den Tugenden des Lichtes unterweisen, und ich selbst lehrte auch Jamuel, anfangs, den Umgang mit dem Schwert. Doch ich war nicht mehr jung und seit meiner Krankheit nicht mehr so kräftig wie einst, und er war kaum sieben, da war er mir schon überlegen.

Die Orken fielen in Sturmwind ein, wir flohen nach Lordaeron und fanden Aufnahme bei dem Grafen. Wir sahen Sir Immion, der nun Paladin im Orden der Silberhand war, nur einmal, gegen Ende des Krieges. Er war noch strahlender in seiner Rüstung, und lange sprach er mit Adwin. Ich dachte, mein Herr würde Jamuel den Weg der Lichtkrieger einschlagen lassen, um ein Versprechen an Sir Immion einzulösen und Adwin war geschickt genug, dem Jungen eine Neugier, eine Freude daran mitzugeben, dass sich sein Wunsch auch erfüllen würde. Nach zwei Jahren hatte sich die Lage in Sturmwind soweit beruhigt, das wir zurückkehren konnten. Das Gut war verlassen, aber der Ehrgeiz und die Kraft meines Herren sorgten bald dafür das die Pferde wieder zahlreich und die Felder gut bestellt waren.

Von einer Reise in das Schlingendorntal brachte mein Herr nicht nur einen edlen Rapphengst mit, der die Zucht verbessern sollte, sondern auch eine Braut, Pucará. Lady Lirame duldete das Mädchen, das von schlichtem Gemüt, aber schön war, und wenn mein Herr Pucará ansah, dann sah ich Licht und Feuer in seinen Augen und wußte, dass er sie liebte. Sie war noch jung, fast noch ein Kind, und selbst in ihrer Schönheit war sie so anders als die Herrin, dass man hätte meinen können, mein Herr hätte in beiden alles gefunden, was man sich wünschen konnte. Ich weiß, dass er Lady Lirames Klugheit und ihre klaren Urteile über alle Maßen schätze, aber ich weiß auch, dass sie ihn nicht mehr in ihrem Bett empfing, aus Angst vor einer weiteren Schwangerschaft, die sie nicht überleben würde. Pucará war zierlich und klein - meine jetzige Herrin ist ihr Ebenbild - aber sie war vom Land und gesund, und sie schenkte meiner Herrin das Leben, und später noch einem Sohn.
Lady Lirame war glücklich über das Mädchen, die kleine Lady Maqua, und nahm sie als Tochter an, und Pucará stellte ihre Ansprüche auf Maqua nie in Frage. Mein Herr hatte sein Land, sein Gut, seine Familie. Wir waren sehr glücklich. Wir arbeiteten viel, und Sir Adwin setzte sich in den Zeiten des Krieges für die ein, die kaum gehört werden, er sorgte für die Seinen, wie er es immer tat. Kriege erschütterten die Königreiche, ich hörte, das einer meiner Enkel in einer Schlacht gegen die Orken fiel.

Meine jetzige Herrin war noch ein Mädchen, da konnte sie einen Wolf, der sie und ihren Bruder bedrohte, mit einem Feuer in die Flucht schlagen. Lady Lirame wurde eines Sommers von einer Krankheit dahingerafft, und wie im Fieber stand Maqua, glühend vor Feuer, flammenspeiend und in Trauer am Totenbett. Sie wurde in das Sanktum der Magier nach Sturmwind geschickt, mein Herr sah nur darin eine Hilfe für seine Tochter. Pucará, sonst sehr einfühlsam, war das Wesen ihrer Tochter fremd, sie fürchtete sie vielleicht sogar, denn sie hatte einiges von dem Aberglauben aus ihrer Heimat nie überwunden. Jamuel diente zu der Zeit in der Armee, er war inzwischen wirklich Paladin geworden, und er zog in diese Schlacht, in Kalimdor, die ihn wie viele unsere Kämpfer verschlang. William, Pucarás Sohn, war jetzt der Erbe. Er wollte, von Herzen, ebenfalls Paladin werden. Er war schön und sanftmütig wie seine Schwester, aber er hatte die blauen Augen seines Vaters, und ich glaube, er hätte manchem Mädel den Kopf verdreht. Ich liebte ihn, so wie ich seinen Vater liebte.

Eines Tages tauchte ein Mann auf dem Hof auf, der der Sohn meines Sohnes war. Ich hatte ihn nicht mehr gesehen, seit er ein Kind war. Er bat um Arbeit. Mein Herr stellte ihn ein, Arbeit gab es genug, aber wenig zu Essen ringsum. Die meisten Wehrfähigen waren in den Kriegen, gegen die Orken, gegen die Geißel, gegen die Finsternis, und Westfall sollte Brot für alle bringen. Aber Kyndris stellte die Geduld meines Herren auf eine harte Probe, und als der Stallmeister ihn erwischte, wie er dessen ältester Tochter in der Scheune nachsetzte, ohne ihre Einwilligung, da schickte mein Herr ihn fort. Ich sah ihn an, den Sohn meines Sohnes, und wusste: Er hatte unrecht getan. Auf diesem Gut hatte niemals jemand gegen das Licht gehandelt. Er wollte, dass ich für ihn spreche, aber ich wusste, ich hatte in seinen Augen gesehen, dass er gierig war, dass er im Unrecht war und dass das Mädchen vor ihm Furcht hatte, wußte ich auch. Ich schlug ihn und schickte ihn fort.

Einmal nahm mein Herr mich mit nach Sturmwind, zu einem Treffen des Adels und um seine Tochter zu besuchen. Die Straßen der Stadt waren voller Handwerker, Tag und Nacht wurde gebaut, es war ein Wunder. Einige Zeit später jedoch, wir waren schon wieder in Westfall, hörten wir von dem Unmut der Arbeiter, der Hof zahlte den Lohn nicht. Ich sah meinen Herren wüten. Ich wußte, er vermisste Lady Lirame, die ihm Zugang hätte schaffen können zum Sturmwinder Hof, an dem er sich nur selten aufhielt, und auch wenn ich nur eine Dienerin bin, so verstand ich doch manches, denn meine Eltern waren Handwerker gewesen, und auch mein Herr hatte mich vieles gelehrt. Er stritt in Mondbruch mit den Bürgern um Lieferungen an die Steinmetze. Die Versammlung der Adligen hatte er ernüchtert verlassen, erfüllt von heftigem Unmut gegen die, die entschieden hatten, das Volk hungern zu lassen. Aber was konnte er tun? Wir hatten selbst nichts mehr. Die dreifache Menge des Üblichen ging in Kriegsabgaben an den Hof, dabei fehlten uns Arbeiter. Ich sah meinen Herren selber auf den Acker gehen, selber die Pferde beschlagen, und selbst das Korn dreschen. Dass der Unmut der Handwerker auf das Land übergeschlagen hatte, dass sie sich einen Namen gaben hielten wir zunächst jedoch nur für Gerüchte. William war zwölf, und bald würde Lord Schattenbruch seine Ausbildung übernehmen.
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BeitragThema: Re: Lyandras Geschichte   Lyandras Geschichte Icon_minitimeSo Jul 26, 2009 8:16 pm

Der Abend, an dem ich den Hof zum letzten Mal sah, war schön. Es war im Sommer. Das Licht der untergehenden Sonne leuchtete über die Felder und ließ sie in roten Flammen stehen, die Nacht brach langsam von Osten herein, ein Wind wehte das Bellen der Gnolle über den Weststrom. William war mit Niane, der Tochter des Stallknechts, wieder einmal verschwunden, sie spielten als Gleichaltrige zusammen, seit sie laufen konnten, und sie hatten ein Vergnügen daran, mich oder jemand anderen des Abends zur Zeit des Abendgebetes nach ihnen suchen zu lassen. Ich ging mit Nianes Bruder über den Hof. Wir wußten schon, wir würden sie im abgelegenen Heuschober finden oder in der Nähe der Koppeln, aber wir hatten auch ein Vergnügen daran, sie uns bei der Suche zuschauen zu lassen. Wir trennten uns, und wie verabredet trafen wir uns am Heuschober, doch Bryn legte mir die Hand auf den Mund, nahm mir die Laterne aus der Hand und stieß sie um, er zog mich hinein und zeigte in die Dunkelheit. Ich war zu verblüfft, um mich zu wehren, und als sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah ich, auf was er deutete. Die Pferde hatten sich schnaubend und unruhig am Ende der Koppel zusammengedrängt, dunkle Schatten huschten über die Wiesen, und von Südwesten näherten sich auch einige Leute mit Fackeln. Ich schickte Bryn auf den Heuboden, seine Schwester und William zu suchen, aber noch ehe ich etwas von ihm hörte, sah ich Licht im Herrenhaus, konnte erkennen, dass jemand an die Tür kam. Inzwischen war es dunkel geworden. Die Leute mit den Fackeln kamen in den Hof, der nur zum Fluss hin gesichert war, wegen der Gnolle. Ich glaubte, es seien Nachbarn, auf der Suche nach entlaufenem Vieh, aber die Schatten auf der Weide bohrten Fragen in meinen Kopf. Meine alten Hände zitterten, die Tage, in denen ich ein Schwert halten konnte, waren lange vorüber. Ich konnte einen Wortwechsel hören, der immer heftiger wurde, dann drang man in das Haus ein, und im gleichen Moment sah ich Feuerschein: die westliche Scheune brannte. Bryn kam allein zurück, Niane und William waren nicht hier. Im Schein der Flammen sah ich seine Augen vor Schreck geweitet, aber er fasste sich, die Kinder müssten in einer der Scheunen sein oder im Stall. Er nahm mich bei der Hand, oder ich ihn, und wir gingen in den Schatten der Gebäude entlang in den Stall, dort fanden wir William und Niane, Stroh im Haar, William mit einem Knüppel in der Hand, mit dem er bald Bryn geschlagen hätte. Sie spähten in den Hof, klug genug, nicht hinauszurennen in die Gruppe von Männern und Frauen, die von hier aus besser zu sehen waren. Es waren keine Bauern. Die Leute trugen dunkle Kleidung, die man kaum ausmachen konnte, und ihre Gesichter waren verhüllt. Eine der Gestalten drehte sich herum, das Licht einer Fackel fiel in sein Gesicht, eine Maske leuchtete blutrot im Flammenschein. Bryn nebem mir zischte, "Defias!". Er hielt William zurück, Niane klammerte sich an ihn, ich legte meine Hände auf ihren Mund, sie wimmerte.
Wir konnten unsere Blicke nicht abwenden, nicht ich, nicht Bryn, und auch nicht die Kinder. Das Licht der brennenden Scheune erhellte den Hof, wie bei einer Aufführung des Jahrmarktes. Wir sahen meinen Herren mit einigen der Defias herauskommen, er war unbewaffnet. Sein Blick flog über den Hof, ich weiß, er suchte seinen Sohn. Er zeigte keine Angst, aber ich hatte sie - entsetzliche Angst. Und dann sah ich: Einer der Männer, ich erkannte es an der Form des Kopfes, war Kyndris. Und Kyndris hasste. Sir Adwin wurde über den Hof geschoben, hin und her, höhnische Worte flogen herum, William knurrte, aber Bryn, älter, stärker, hielt ihn in sicherem Griff. Ich hörte die Stimme meines Herren, langsam, deutlich, Angebote machte er, doch die Antwort waren brennende Fackeln auf das Dach des Hauses. Die Banditen zerrten Diener und Gesinde heraus und zuletzt auch Lady Pucará. Ich sah den Stallmeister, dem ein Angebot gemacht wurde, laut hallten die Worte über den Hof, doch er schüttelte den Kopf, und ich sah, dass er zu meinem Herrn gedreht wurde, und dann rammte man ihm einen Dolch in den Leib. Niane biss in meine Hände als sie ihren Vater fallen sah, Bryn riss William mit sich zu Boden und wimmerte wie ein Hund. Ich schloss meine Augen, aber dann musste ich sie wieder öffnen, ich musste sehen. In wildem Durcheinander wurden die Diener gefragt, wer sich anschließen wollte, aber nur zwei, noch nicht lange da, nickten, und wurden in die Schatten gezogen. Alle anderen, bald ein Dutzend, suchten zu meinem Herren zu kommen, der aufrecht, aber von drei Männern festgehalten im Hof stand. Hinter ihm brannte sein Haus. Doch als sich einer der Männer mit einem Dolch in der Hand der Frau meines Herren näherte, da hörte ich Adwins Stimme zittern. Da sah ich seine Gestalt, eben noch aufrecht, kleiner werden. Jetzt hielten die drei meinen Herren, zogen seinen Kopf nach oben, zwangen ihn zu sehen. Ich kniete mich hin, drehte Niane zu mir, hielt sie fest, und dann sah ich einen Kampf entbrennen. Mein Herr wehrte sich, das Gesinde mit ihm, aber aus den Schatten kamen mehr, mehr Defias, Messer flogen und Steine, ein Wassertrog stürzte um, ein Balken des Hausen barst und fiel herunter, ich hörte meinen Herren nach seiner Frau schreien, die Diener wurden erschlagen, Pucará, die Schöne, die tanzen konnte, dass man glücklich wurde, lag zu Boden geworfen, zwei, drei Männer über ihr, ihr Kleid aufgerissen, sie schrie, versuchte kriechend, meinen Herren zu erreichen, er wurde von ihr weggezerrt, in Richtung des Stalles, in unsere Richtung. Wir waren wie gelähmt, aber niemand sah uns in den Schatten hinter der Tür. Ich sah im Licht der Flammen deutlich das Gesicht von Kyndris, die Maske war heruntergerutscht, Gier war in seinem Blick, als er über Pucará herfiel, ihr Gewalt antat, dann hob er ihren Kopf an den Haaren hoch, ich konnte ihr Gesicht sehen, das vor Angst, Scham und Schmerzen entstellt war, sie blickte zu Adwin, der keine zehn Schritte von uns entfernt festgehalten wurde, er wütete, und ich sah Tränen auf seinen Wangen als er den Kopf wild herumwarf. Und ich sah Kyndris' Gesicht, er bleckte die Zähne, und lachte höhnisch, als er meiner Herrin die Kehle durchschnitt. Als Pucarás Kopf den Boden berührte, sackte mein Herr zusammen. Ich hörte ihn sagen: "Möge das Licht mit Euch sein.", dann wurde er erschlagen.

Ich zog Bryn fort, und ich sah William nach draußen starren. Er hatte wie ich alles gesehen, und sein Blick traf sich mit den im Tode erstarrt aufgerissenen Augen seiner Mutter. Ihr dunkles Haar klebte an ihrem Kopf, Blut floß aus einer Wunde an der Schläfe über ihre Augen, ihr Hals war eine einzige Wunde. William konnte seinen Blick nicht lösen. Ein Schatten erschien vor der Tür und ich erwachte aus der Lähmung. Wir rafften uns auf, Bryn zog William mit sich fort, ich mit mir Niane, wir rannten, Niane fiel, aber wir erreichten eine Tür an der Rückwand, hinaus, ich ließ Bryn seine Schwester tragen, nahm William an der Hand und dann rannten wir über die Weiden. Unheimlich tanzten die Flammen hinter uns, Schreie mischten sich mit Knurren und Bellen, über die Weide waren Gnolle gekommen, und wir waren zwischen ihnen. Bryn schlug einen der Gnolle nieder, William hatte noch immer den Knüppel in der Hand und wehrte sie ab. Als wir das Ufer des Flusses erreichten, war Niane verschwunden, William und Bryn brüllten ihren Namen, beide wollten nach ihr suchen.
Ich musste mich entscheiden. Mein Herr würde mir nicht vergeben, also zwang ich Bryn und William leise zu sein. Wir flohen in die Weststromgarnision. Am nächsten Tag war Bryn fort, er musste nach seiner Schwester suchen. Ich habe nichts mehr von ihnen gehört.

William war nicht mehr ansprechbar. Er war stumm. Er folgte mir nach Sturmwind, wo wir Aufnahme fanden, bei Lord Schattenbruch. Lady Maqua kam aus dem Sanktum. Ich konnte dem Lord kaum sagen, was geschehen war, und ihr ganz sicher nicht. Ihre dunklen Augen blickten mich an, und in ihnen erkannte ich die Augen meiner toten Herrin. Da weinte ich, und sie nahm mich in den Arm und fragte nicht. In den folgenden Wochen vermochte Maquas Sanftmütigkeit, was kein anderer vermochte. Es dauerte vier Monate, dann begann ihr Bruder wieder zu leben, zu sprechen, aber erzählen konnte er nicht, was er erlebt hatte. Seine Schwester drängte ihn nicht.
Lord Schattenbruch ließ ihn ausbilden, und manchmal sah ich den Jungen von früher, vor allem wenn er mit seiner Schwester war. Aber wenn er mich ansah, dann wusste ich, er hatte nicht vergessen, was er gesehen hatte. Meine jetzige junge Herrin, die Tochter des Mannes, der mir wie ein Sohn war, weiß nichts davon. Sie glaubt, ihre Eltern seien von den Defias erschlagen worden. William ist tot, er starb vor einiger Zeit, als Paladin, oder doch in der Ausbildung dazu, und mit ihm ging die Erinnerung an die Ereignisse in Wolfslehe. Ich hoffe, dass meine Herrin nie erfährt, wie ihre Eltern starben, welche Greuel sich hinter dem Wort "erschlagen" verbergen. In meinen Träumen sehe ich oft das zu einer höhnischen Fratze verzerrte Gesicht meines Enkels, und ich fürchte mich davor, dass er meine Herrin findet und sie erkennt. Sie sieht aus wie ihre Mutter. Und manchmal bin ich nicht sicher, ob mein Herr wirklich noch im Tode so fest im Glauben stand oder ob ich mir nur einbilde, was er sagte.



Ich wünsche mir den Tod meines eigenen Blutes. Wird mir das Licht das vergeben?
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